Farben

 

Die Kleiderfarbe war im Mittelalter wichtig, denn sie zeigte die Position, die eine Person innerhalb der Gesellschaft einnahm. Einige Farben waren bestimmten Berufen zugewiesen, wobei das von Region zu Region und Epoche zu Epoche unterschiedlich sein konnte. Das Mittelalter war überraschend bunt.

Rot war die beliebteste Farbe, gefolgt von Blau und Grün.
Die Teuersten Farben waren purpur (Hochadel, Klerus), scharlachrot und indigoblau (ein leuchtendes Blau).
Für Bürger und Bauern erschwinglich gab es Krapprot, Waidblau (stumpferes Blau).
Leuchtendes Gelb (Goldgelb, aus Safran) wurde vom Adel getragen. Das blasse fahle Gelb (Färberwau) war eine Schandfarbe und diente zur Kennzeichnung von gesellschaftlichen Aussenseitern etwa wie Juden und Prostituierten.
Schwarz war die Farbe des niederen Klerus und der Magistrate (wurde in der höfische Mode aber erst im 15 Jh verwendet). Es gab die Zunft der Schwarzfärber (die anderen waren die Buntfärber).
Auch Mischfarben (Grün aus Gelb und Blau) konnten hergestellt werden und waren ent-
sprechend teuer.

 
         
 

Frühmittelalter

Die Unterkleider waren weiß, die Überkleider entsprechend dem eigenen Wohlstand farbig. Einfache Leute trugen Brauntöne, wohlhabender Personen kräftige Farben wie Rot, Blau, Grün und Violett (Purpur). Letztere Farbe war vorallem dem Hochadel und dem Klerus vorbehalten.

 
         
 

Hochmittelalter

Die Farben der Kleider veränderten sich nicht sehr.

 
         
 

Spätmittelalter

Es gab jetzt satte, leuchtende Farben. Auch die einfacheren Leute trugen kräftigere Farben.

 
 
     
  Färben  
 
   

Die Rohstoffe fürs Färben konnten teilweise selbst angebaut werden, andere mussten teuer importiert werden. Der Rohstoffpreis und der Färbeaufwand bestimmten den Preis einer Farbe.

   
         
   

Krapp (Rubia tinctorum) ist ein kletten-
ähnliches, mehrjähriges Gewächs, dessen Wurzeln den begehrten roten Farbstoff ent-
halten. Durch die Trocknung entwickelt sich der rote Farbstoff.
Krapp ist relativ hitzeempfindlich, weshalb man ihn nicht über 55°C erhitzen sollte, da der Farbstoff sonst in Brauntöne ausfällt.
Zusammen mit Alaun als Beize wurde Wolle rot gefärbt, und mit Eisenbeize erzielte man gelbe Farbtöne. Der Farbton kann, je nach Beize und Extraktionsart, zwischen einem kräftigen Rot, einem Rot-orange und Rosa schwanken.

 
 

Waid (Isatis tinctoria) war bis zur Einführung des ergiebigeren Indigos nahezu der einzige Farbstoff für Blautöne. Die Pflanze wird seit dem Altertum kultiviert.
Das Färben mit Waid war recht aufwendig, da der eigentliche Farbstoff nur in einer Vorstufe (Indican) vorliegt und nicht wasserlöslich ist.
In Deutschland wird der Färberwaid seit dem
9. Jahrhundert, hauptsächlich in Thüringen, angebaut. Zu seiner Verarbeitung waren Waidmühlen erforderlich, in denen der aufwändige Fermentationsprozess stattfand.
Färberwaid war etwa bis ins 16. Jh. sehr wichtig für die Herstellung von blauem Leinen. Er wurde dann durch die Einfuhr von echtem Indigo zurückgedrängt.

 
    Wau (Reseda lutea u. R. luteola) ist eine der ältesten Färbepflanzen. Der gelbe, lichtechte Farbstoff (Luteolin) ist in Blättern, Stengeln und Samen enthalten.

   
   

Walnuss (Juglans regia), genauer gesagt die grüne Außenhülle der Walnuss, färbt braun. Durch die in den Schalen enthaltenen Gerb-
stoffe ist ein zusätzliches Beizen der Wolle nicht erforderlich.

   
  Eichenrinde (Quercus robur) enthält wie die Walnuss sehr viel Gerbsäure. Mit Eisen-
sulfatbeize färbt sie Wolle tiefbraun bis schwarz.
Um dem Farbton mehr Tiefe und Glanz zu verleihen, wurde der schwarze Ton häufig mit Waid überfärbt. Durch diese aufwendige Doppelfärbung war schwarzes Tuch sehr teuer und lange Zeit dem Klerus vorbehalten. Erst zum Ende des Spätmittelalters wurde er zur Modefarbe für das Bürgertum.
   
    Kermes (Kermes vermillio) ist eine Schild-
lausart, die bevorzugt auf Eichen lebt. Die getrockneten Insekten waren ein teurer und begehrter Farbstoff für leuchtende Rottöne („Venezianer Scharlach“) und können bis in die Vorgeschichte zurückverfolgt werden.
 
  Purpur war der kostbarste Farbstoff der Antike und des Mittelalters. Aus dem Sekret von 10.000 Purpurschnecken (Purpura haemastoma) läßt sich 1 Gramm Farbstoff gewinnen. Wie Waid ist Purpur ein Küpenfarbstoff, der erst an der Luft zu einem rotvioletten Farbton oxidiert.
Seit dem Fall von Byzanz 1453 ist echter Purpur nahezu bedeutungslos in der Färberei. Ein Gramm dieses Farbstoffes kosten heute ca. 2000EUR!